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Hierarchie

Hierarchie Durch eine Rangordnung oder eine Hierarchie werden Rechte und Pflichten innerhalb einer Gruppe geregelt und für einen längeren Zeitraum festgelegt. So werden Streitigkeiten zwischen den Gruppenmitgliedern auf ein Minimum beschränkt und Beschädigungskämpfe innerhalb der Gruppe vermieden.
Einige Wissenschaftler bestreiten, dass es eine Rangordnung oder eine Hierarchie unter Hunden überhaupt gibt. Möglicherweise, weil die Begriffe in der Vergangenheit stark missverstanden wurden.

Eine Hierarchie hat nichts mit der menschlichen Vorstellung von militärischer Organisation zu tun. Sie ist auch keine Erfindung des Wolfes oder des Menschen. Beinahe jedes Raubtier, das in Gruppen zusammenlebt, bildet Rangordnungen aus, selbst wir Menschen. Durch eine Rangordnung wird der Zugriff auf Ressourcen unter Sozialpartnern dauerhaft geregelt. Sie hat einen klaren biologischen Nutzen und dient der Arterhaltung. Eine Gruppe, die in der Lage ist, durch eine Rangordnung Verletzungen ihrer Mitglieder und dadurch die Dezimierung der Gruppe zu minimieren, hat einen klaren evolutionären Vorteil.

Selbst unter Straßenhunden gibt es Rangordnungen, auch dann, wenn sie nicht in einem Rudel leben. Jeder, der dauerhaft Ressourcen zusammen mit anderen nutzt, wird irgendwann Rangfolgen ausbilden. Ansonsten wären die Mitglieder einer Gruppe jeden Tag aufs Neue gezwungen, zum Beispiel um Wasser und Nahrung zu konkurrieren. Das ist anstrengend und hilft keiner Spezies beim Überleben.

Wölfe wie Hunde leben in einer Hierarchie. Die Beziehungen der Tiere untereinander bezeichnet man als Rangordnung. Der Rang der Tiere zueinander bestimmt sich über den jeweiligen Freiraum. Dabei ist der Begriff Freiraum nicht mit dem menschlichen Verständnis von Freiheit zu verwechseln. Ein Freiraum beschreibt vielmehr den Entscheidungsspielraum eines Gruppenmitgliedes. Hierüber lassen sich Aussagen über die Rangposition der einzelnen Gruppenmitglieder treffen. Je größer der Entscheidungsfreiraum eines Rudelmitgliedes, desto höher ist sein Rang. Die Leittiere haben den größten Entscheidungsfreiraum und kontrollieren die Ressourcen. Sie sind daher auch die Ranghöchsten der Gruppe. Die rangniedersten Tiere können nahezu nichts entscheiden. Sie liegen dort, wo keiner liegen mag, und essen dann, wenn alle anderen gegessen haben. In einem Rudel pflanzen sich in der Regel nur das ranghöchste Weibchen und Männchen fort. Lassen es die Ressourcen zu, dürfen sich in größeren Rudeln auch andere Tiere fortpflanzen. Bei Nahrungsmangel und in der Paarungszeit steigt die Aggressionsbereitschaft und das Droh- und Kampfverhalten. Bei knappem Nahrungsangebot sind selbst die Partner gleichzeitig auch Konkurrenten um Nahrung.

Im Regelfall ist ein Wolfsrudel ein Familienverbund, bei dem die Elterntiere die Führungsrolle übernehmen. Da der Nachwuchs gegenüber den Eltern eine hohe Unterordnungsbereitschaft zeigt, findet man in der freien Natur diese Konstellation am häufigsten vor. Aber auch rudelfremde, nicht verwandte Tiere finden in einem Rudel Anschluss. Diese Tiere stehen oft am unteren Ende der Rangordnung.

Leittiere sind nicht immer die stärksten und größten Tiere. Wie bei uns Menschen kommt es bei ihnen auf Führungsqualität, Intelligenz und Erfahrung an. Nur die wenigsten Tiere bringen die Voraussetzungen mit, um ein Rudel anführen zu können. Die Entscheidungen des Leittieres tragen unmittelbar zum Erhalt und zum Wohl des Rudels bei. Nicht jedes Tier ist dieser Aufgabe gewachsen und strebt diese Position an. Die meisten ordnen sich lieber unter, als sich dieser enormen Verantwortung zu stellen.

Konflikte um Rangfolgen werden meistens friedlich gelöst. Ernsthafte Rangordnungskämpfe stehen in einem Rudel nicht auf der Tagesordnung. Rangordnung wird nicht durch aggressives Verhalten eingefordert. Rangniedrige Tiere zeigen von selbst instinktiv Unterwürfigkeit gegenüber Ranghöheren. Die Signale der Unterwürfigkeit sichern den sozialen Frieden und sind damit wichtig für den Erhalt der Jagdfähigkeit des Rudels. Die Signale werden nicht erlernt, sondern können von Geburt an gezeigt werden. Unterwirft sich ein Hund, wird er instinktiv die Signale an sein Gegenüber senden.

Doch eines Tages wird auch der stärkste Wolf schwach. Meist erfolgt dann der Machtwechsel vollkommen friedlich. Ist ein Leittier in der Lage, die Bedürfnisse seines Rudels dauerhaft zu befriedigen, wird auch niemand seine Position jemals infrage stellen. Trotzdem kommt es während der Paarungszeit in einem Rudel immer wieder zu ernsteren Auseinandersetzungen. Denn ein Bedürfnis kann auch das beste Leittier seinem Rudel nicht befriedigen, und das ist das Bedürfnis nach Fortpflanzung. Werden die Rüden geschlechtsreif, treibt sie der Drang zur Verpaarung dazu, sich das Privileg des Leittieres zu erkämpfen, denn nur ihm steht es zu sich fortzupflanzen. Normalerweise verlassen deshalb geschlechtsreife Rüden das Rudel, um eine eigene Familie zu gründen. Es gibt aber auch Tiere, die bei ihrer Familie bleiben und sich in die bestehende Hierarchie einordnen.

Ist ein Leittier nicht mehr in der Lage, die Bedürfnisse des Rudels zu befriedigen, weil es zu alt ist, wird ein anderer diese Rolle übernehmen. Wer diese Position dann übernimmt, bestimmt nicht ein Tier alleine, sondern das Rudel. Erst durch die Anerkennung des gesamten Rudels wird ein Rudelmitglied zum Leittier. Für jedes Mitglied des Rudels ist es von Vorteil, sich dem Leittier unterzuordnen, denn es ist besser geeignet als irgendein anderer, die wichtigen Entscheidungen zu treffen.

Meist zeigen diese Tiere bereits als Heranwachsende besondere Führungsqualitäten. Sie bringen sich mehr für die Gemeinschaft ein als andere, helfen, wo sie können, und haben dadurch eine hohe Akzeptanz bei allen Rudelmitgliedern. Werden die Elterntiere zu alt oder zu schwach, wird sich das Rudel automatisch an diesen Tieren orientieren und deren Entscheidungen vertrauen. Häufig kann man beobachten, dass die Alten im Rudel bleiben, sich jedoch den neuen Leittieren unterordnen. Meist haben die Alten dann die Position von sogenannten Betawölfen. Die Jüngeren profitieren weiterhin von den Erfahrungen der Alten, haben aber die letztendliche Entscheidungsgewalt.

Was bedeutet das für die Hundeerziehung?

Wollen Sie die Führungsrolle in der Beziehung zu Ihrem Hund übernehmen, müssen Sie ihm zeigen, dass Sie die Dinge, die in seinem Leben wichtig sind, besser können als er. Erst dann wird er Ihnen Verantwortung übergeben und Ihnen Vertrauen können, wenn es um die Sicherstellung seiner existenziellen Bedürfnisse geht. Sie können die Anerkennung Ihres Hundes nicht erzwingen, Sie müssen sie sich verdienen.

Mehr zum Thema können Sie in unserem Buch „Das Alpha Projekt“ nachlesen.

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