Ganzheitliche Hundeerziehung

In der Hundehaltung unterscheiden wir zwischen Erziehung und dem Erlernen von Kommandos durch Konditionierung. Unser Ziel ist es, unserem Hund eine Orientierung in seinem Leben zu geben und nicht, ihn zu kommandieren.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges 1914 wurde die erste Kriegshundeschule in Österreich gegründet, wo die Hunde für den militärischen Einsatz ausgebildet wurden. Dies war der Beginn der Hundeausbildung für nichtjagdliche Zwecke.
Die Ausbildung war geprägt von der damaligen Vorstellung vom militärischen Kommandogehorsam. Aus dieser Zeit stammen viele der noch heute angewandten Methoden in der Hundeausbildung und auch das Vokabular. Wir sprechen deshalb auch von Kommandos und nicht von Signalen.
Die Hunde wurden in den Kriegshundeschulen zum Beispiel für die Panzerabwehr, als Schutz- oder Meldehund ausgebildet. Sie wurden zur Abwehr feindlicher Hunde eingesetzt, zum Transport von Munition oder zum Aufspüren von Sprengstoff. Die Hunde sollten auf ein Kommando hin bestimmte Aufgaben erfüllen. Sie sollten zum Beispiel voll bepackt mit Sprengstoff unter einen Panzer laufen, wo dann der Sprengsatz explodierte und der Panzer außer Gefecht gesetzt wurde.
In der Nachkriegszeit wurde diese Art der Ausbildung nicht nur für Dienst- und Arbeitshunde beibehalten, sondern auch in den ersten Hundeschulen angewandt, um Hunde zu erziehen und ihnen den sogenannten Grundgehorsam beizubringen. Hier fanden dann auch die ersten Obedience-Veranstaltungen, also Gehorsamsvorführungen statt und es entstanden die ersten Gehorsamkeits-Schulen und Vereine.
Auch heute ist es nach wie vor üblich und auch erwünscht, dass ein Hund die Grundkommandos wie zum Beispiel SITZ, PLATZ und BLEIB beherrscht. Erst wenn er diese Kommandos in Perfektion befolgt, spricht man von einem erzogenen Hund, obwohl er eigentlich nur dressiert worden ist.
Genau wie bei der Erziehung eines Kindes hat Kommandogehorsam nichts mit Erziehung zu tun. Unter Erziehung versteht man die geleitete Einübung von Normen, die in einem gegebenen Umfeld vorausgesetzt werden.
Die Erziehung eines Hundes erfordert dabei eine vollkommen andere Denkweise und andere Methoden als das reine Erlernen von konditioniertem Verhalten. Für einen Dienst- oder Arbeitshund, der selbstständig bestimmte Aufgaben übernehmen soll, ist es sinnvoll, dies mittels Kommandogehorsam zu trainieren. Will man jedoch, dass sich ein Hund in eine Familie integriert und vielleicht sogar mit Kleinkindern zusammenlebt, ist man darauf angewiesen, dass sich der Hund den Entscheidungen des Menschen unterordnet. Tut er dies nicht, besteht die Gefahr, dass er zu einer Bedrohung für die eigene Familie, fremde Menschen oder andere Hunde wird.
Damit sich der Hund jedoch dem Menschen unterordnet, sollte man verstehen, was Unterordnung überhaupt bedeutet.
Unterordnung findet im Kopf statt und nicht auf Grund eines Kommandos. Tatsächliche erfolgt sie nur dann, wenn man sich den Entscheidungen eines anderen anschießt, weil diese sinnvoller sind als die, die man selbst getroffen hätte. Treffe ich also aus Sicht meines Hundes sinnvolle Entscheidungen, wird er sich mir gerne unterordnen. Nicht weil er es muss, sondern weil es für ihn Sinn macht.
Die Summe der Entscheidungen, die wir treffen, ergibt das Regelwerk, an dem sich unser Hund im Zusammenleben mit uns und anderen Sozialpartnern orientiert. Das Vermitteln dieser Regeln bezeichnen wir als Erziehung.
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