Perfect Dogs

nonverbale Hundeerziehung
artgerecht und gewaltfrei

Der Hausmensch

Kommen Sie mit auf eine Reise zum Planeten Hasso und erleben Sie den Alltag eines Hausmenschen. Versuchen Sie anhand dieses kleinen Rollenspiels eine Sichtweise zu entwickeln, wie Ihr Hund unsere Welt wahrnehmen könnte.

Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und befinden sich auf dem Planeten Hasso. Hier haben übergroße und mächtige Raubtiere, die Hassos, die Kontrolle über alle Ressourcen. Sie kontrollieren alle Nahrungsmittel, Wasser und sämtliche Gebiete und Rohstoffe auf dem Planeten. Sie leben als Hausmensch der Hassos, allein ohne andere Menschen. Weil die Hassos sich mit artgerechter Menschhaltung beschäftigt haben, leben Sie in einer Zweizimmerwohnung mit Dusche, eigenem WC und Fernseher. Sie können die Sprache der Hassos nicht verstehen und die Hassos verstehen Ihre ebenso wenig. Im Alltag versuchen Sie den Anforderungen der Hassos gerecht zu werden. Sie wollen sie auf keinen Fall verärgern oder provozieren. Schließlich wollen Sie von ihnen Nahrung. Anhand ihrer Körpersprache haben Sie gelernt, die Gemütslage der Hassos einzuschätzen. Sie können manchmal an ihren Gesten deuten, ob sie ein bestimmtes Verhalten von Ihnen verlangen, wofür Sie dann auch mit einer tollen Leckerei belohnt werden. Oft stoßen die Hassos Ihnen gegenüber Laute aus, die Sie jedoch nicht deuten können.

Dreimal am Tag dürfen Sie aus Ihrer Wohnung ins Freie. Sie gehen mit Hassosfrauchen an einer Leine und bekommen ab und zu einen Schokoriegel außer der Reihe zugesteckt. Draußen treffen Sie andere Menschen, die auch als Hausmenschen gehalten werden und die Sie oft nicht kennen. Die Hassos glauben, sie tun Ihnen etwas Gutes, wenn Sie häufig mit anderen Menschen Kontakt haben. Deshalb suchen sie so oft es geht den Kontakt zu anderen Hassos, die ebenfalls mit ihren Hausmenschen spazieren gehen. Leider haben Sie noch keinen Menschen getroffen, mit dem Sie sich verstehen. Bis jetzt haben Sie nur Schwerverbrecher und Ganoven getroffen, mit denen Sie eigentlich nichts zu tun haben wollen. Wenn Sie an diese Menschen geraten, müssen Sie um Ihr Leben rennen oder sich um Ihre Schokoriegel prügeln. Hassofrauchen interpretiert die Raufereien jedes Mal als Spiel und steuert deshalb jedes mal gezielt auf die Verbrecher zu, damit Sie viel spielen können. Auch wenn Sie vom Spielen oft aufgeplatzte Lippen und blaue Augen davontragen, denkt Hassofrauchen, dass so etwas unter Menschen normal ist. Das passiert eben beim Spielen.

Nach einiger Zeit haben Sie Selbstverteidigung gelernt, weil Hassofrauchen Sie nicht vor den Verbrechern beschützt. Nun kommt es oft auch an der Leine zu Prügeleien mit anderen Menschen. Hassofrauchen möchte aber nicht, dass Sie Aggression an der Leine zeigen. Sie brüllt Sie jedes Mal heftig an und zerrt an der Leine, wenn Sie versuchen sich selbst zu verteidigen. Sie haben natürlich keine Lust, jedes Mal Ärger zu bekommen, wenn es wieder Probleme mit anderen Menschen gibt. Sie lernen Ihre Anspannung zu unterdrücken. Ab jetzt streiten Sie sich nicht mehr, sondern gehen sofort zum Angriff über, wenn Ihnen ein Verbrecher begegnet.

Wieder zurück im Heim der Hassos, klingelt es an der Tür. Die Hassos bekommen Besuch. Da Sie nicht wissen, ob das, was nun passiert, einen Einfluss auf Sie hat, laufen Sie zur Tür und beobachten genau, was geschieht. Sie erkennen die Besucher und haben schon ein flaues Gefühl im Bauch. Was Sie wohl dieses Mal wieder mit Ihnen vorhaben? Sie werden nervös, schütteln den Kopf und schreien laut los, weil Sie schon ahnen, was jetzt geschehen wird. Da die Hassos Ihr Verhalten als Freude interpretieren, heben sie Sie hoch und knuddeln an Ihnen herum, als gäbe es keinen Morgen. Den ganzen Tag tätscheln Sie die Besucher. Sie spielen Ihnen an den Ohren und schubbern Ihnen am Bauch herum. Die Hassos glauben, dass Ihnen das gefällt, weil sie es irgendwo gelesen haben.

Die Sonne geht unter und bei den Hassos riecht es nach Essen. Heute gibt es leckeres Fleisch, was Sie sonst nie bekommen. Sie haben aber gelernt, wenn Sie am Tisch stehen und ordentlich Krawall machen, gibt es irgendwann jemanden, der Ihnen ein Schnitzel zuwirft. Also stehen Sie jeden Abend am Esstisch und schreien sich die Seele aus dem Leib, bevor es zurück in Ihre Wohnung geht und das Spiel am nächsten Tag von vorn beginnt.

Eines Tages liest Hassofrauchen in einer Zeitung, dass Menschen artbedingt dafür geschaffen sind, zwanzig Kilometer pro Tag zu laufen. Menschen sind schließlich Jäger und auf ihrem Heimatplaneten haben sie Millionen Jahre lang Beute gejagt und das über sehr lange strecken. Weil Hassofrauchen Sie artgerecht beschäftigen möchte, müssen Sie jetzt jeden Tag zwanzig Kilometer rennen, bevor es Frühstück gibt.

Damit Sie auch tagsüber jemanden zum Spielen haben, geht das Hassofrauchen irgendwann in ein Menschenheim und sucht dort einen Spielgefährten für Sie aus. Leider dürfen Sie nicht dabei sein und sich Ihren Partner selbst aussuchen.

Der Neue zieht am Abend gleich bei Ihnen ein, flegelt sich auf Ihrer Couch herum und futtert Ihre Schokoriegel. Es kommt zur Prügelei, weil Sie den Neuen auf Anhieb nicht leiden können. Hassofrauchen denkt, dass Sie miteinander spielen und ist sich sicher, Ihnen mit dem neuen Spielgefährten eine Freude gemacht zu haben.

Den vollständigen Beitrag können Sie in unserem Buch "Das Alpha Projekt" nachlesen.


Das Alpha Projekt zum Inhalt
Dein Kommentar
schrieb raskolnikowa:

zwar extrem witzig geschrieben, aber auch ziemlich absurd, weil der hund wieder einmal mehr so dargestellt wird, als könne er keine worte der menschlichen sprache lernen und verstehen! absurd und ärgerlich! derartige lehren stammen echt noch aus dem letzten jahrhundert!

Antwort
schrieb Perfect Dogs:

Vielen Dank für deinen Kommentar. Auch wenn ich es mir wünschen würde und es unsere Arbeit unheimlich erleichtern würde, so ist ein Hund leider nicht in der Lage menschliche Sprache zu verstehen.


Der Temporallappen beim Menschen enthält den primären auditorischen Cortex, das wichtige Wernicke-Sprachzentrum und das Broca-Areal. Das Wernicke-Areal dient dem Verstehen von gesprochenen oder gelesenen Wörtern. Das Broca-Areal wiederum ist zuständig für das Erzeugen des gesprochenen Wortes. Beide Hirnareale sind beim Menschen wesentlich weiter entwickelt als bei allen anderen Tieren. Auch Hunde sind aufgrund der fehlenden neuroanatomischen Voraussetzungen weder im Stande das gesprochene Wort inhaltlich zu verstehen noch besitzen Sie die Fähigkeit selbst zu sprechen. Schon gar nicht können Sie Syntax oder Grammatik in unserer Sprache entschlüsseln.


Hunde können lediglich lernen Objekte mit Lauten oder Worten zu verbinden. Ebenso können Sie Reiz-Reaktionsmuster erlernen. Dabei lernen sie durch Konditionierung verhalten zu zeigen, welches wir auf Grund eines Reizes erwarten. Häufig verwenden wir dabei Sprache als Reiz damit der Hund ein bestimmtes Reaktionsmuster zeigt. Auch wenn sich der Hund nun beispielsweise auf das Kommando „Sitz“ absetzt, bedeutet dieses Verhalten nicht, dass er das Wort „Sitz“ inhaltlich versteht. Anstatt dieses Kommandos könnte man auch einen beliebiges anderes Wort konditionieren. Für das tatsächliche Verständnis von syntaktischer Sprache fehlen unseren Hunden die neuronalen Voraussetzungen.